Münsterer Geschichte

Dorfgeschichte

Münster ist das mittlere der drei Dörfer im malerischen Laubusbachtal. Hügelgräber, vermutlich aus der Hallstattzeit einige Jahrhunderte vor Beginn der Zeitrechnung auf den Höhen rund um Münster, und ein römisches Lager in wenigen Kilometern Entfernung aus der Zeit um Christi Geburt deuten auf eine frühe Besiedelung und Nutzung der Bodenschätze hin. In Urkunden der Klöster Lorsch und Fulda taucht Münster 821 und 824 zum ersten Mal auf, allerdings unter dem Namen Stetim. Zwischen 845-912 gründeten die Konradiner, ein Adels- und Herrschergeschlecht der westgermanischen Franken, mehrere Stifte im Lahngau zum Ausbau ihrer Herrschaft und zur Sicherung der unmittelbar auf der Höhe verlaufenden „Hessenstraße“. Eine solche Stiftsgründung auch in Münster in der Nähe der wichtigen Straße im Süden des Dorfes ist sehr wahrscheinlich. Ein Stift war eine meist von begüterten Adelsfamilien oder Herrschern gestiftete Einrichtung, die mit Personen, Gebäuden und Feldern ausgestattet wurde. Die Mitglieder des Stiftes waren Kanoniker, also mindestens zum Teil Geistliche, die ähnlich wie die Mönche eines Klosters lebten, aber privates Eigentum und Einkommen behielten. Darauf ist es wohl zurückzuführen, dass Münster in späteren Urkunden den Namen monasterium, das heißt Kloster, trägt. Aus dem lateinischen Wort monasterium wurde im Laufe der Zeit der Name Münster. Vermutlich verschenkte Kaiser Otto III. 993 das ihm aus der Konradiner Erbmasse zugefallene Gebiet an das Wormser Domstift.

Dieses übergab 1194 die Grundherrschaft und die Pfarrei Münster dem Prämonstratenser­kloster Arnstein an der Lahn. Die zugehörige Urkunde gilt als die erste schriftliche Erwähnung von Münster, allerdings in der alten Form „Monasterium“. Das Kloster erhob Münster zum Verwaltungsmittelpunkt für seinen weltlichen und geistigen Besitz im Laubustal. Im Jahre 1596 erwarb die Herrschaft Wied-Runkel die um die Mitte des 16. Jahrhunderts evangelisch gewordene Grundherrschaft Münster. Dabei blieb es bis 1806, als der französische Kaiser Napoleon die runkelischen Gebiete links der Lahn, also auch Münster, dem zum Herzogtum erhobenen Fürstentum Nassau zuschlug. 60 Jahre lang blieb das Dorf nassauisch. 1866 usurpierte das Königreich Preußen das Herzogtum Nassau. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges gehörte Münster zum preußischen Staatsverband. Am 19. September 1945 kam es durch Entscheid der amerikanischen Militärregierung an „Groß Hessen“, das ab 1. Dezember 1946 „Land Hessen“ heißt.

Jahrhundertelang war das Dorf bäuerlich geprägt. Aber bereits aus den Jahren 1693, 1747 bis 1750 und 1757 sind in und um Münster Eisenhütten und Schmelzer belegt. Im 19. Jahrhundert stieg die Bergbautätigkeit auf Eisenerz stark an. Zwischen 1827 und 1866 gab es 28 Gruben in der Münsterer Gemarkung. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts waren die Bergleute die stärkste Berufsgruppe. Jeder zehnte männliche Einwohner war Bergmann auf der Grube Lindenberg. In dieser Grube wurden bis zur Stilllegung im Jahre 1970 über zwei Millionen Tonnen sehr eisenhaltiges Erz abgebaut. In der Nassauer Zeit stieg die Zahl der Einwohner trotz einiger Missernten und Hungersnöte fast kontinuierlich von 732 im Jahr 1815 auf 1252 im Jahre 1865 und erreichte 1885 den höchsten Stand mit 1309. Heute sind es etwa 1100. Seit 1911 hat Münster eine Wasserleitung und seit 1920 elektrisches Licht. 1926 wurde die erste Kraftpostlinie mit einer Verbindung zu den Bahnhöfen in Oberbrechen und Weilburg eingerichtet und 1941 gab es die erste Kanalisation.

Die Modernisierung in Landwirtschaft und Verkehr sowie die Industrialisierung in den Gebieten an Rhein und Ruhr und um Frankfurt am Main haben seit der Mitte des 20. Jahrhunderts zu einem völligen Wandel des Dorfes geführt. Der Bergbau ist erloschen und in der Landwirtschaft sind nur noch ganz wenige Menschen tätig. Der Großteil der Erwerbstätigen „pendelt“ täglich zwischen Wohnort und Arbeitsstätte. Ausgedehnte Neubaugebiete vor allem nach Osten, Norden und Westen haben zu einer großen Ausdehnung des Dorfes geführt. Die beiden Weltkriege forderten auch aus Münster zahlreiche Opfer. Im Ersten Weltkrieg verloren 45 junge Männer und im Zweiten 66 Soldaten ihr Leben. Bei einem Bombenabwurf am 15. August 1944 hatte das Dorf großes Glück: 12 Gebäude (Scheunen und Schuppen) wurden von Brandbomben getroffen, aber kein Wohnhaus ging in Flammen auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen etwa 200 Heimatvertriebene und Flüchtlinge aus den östlichen Teilen des ehemaligen Deutschen Reiches und den angrenzenden Gebieten nach Münster. 1961 bestanden 27 Prozent der Wohnbevölkerung des Dorfes aus Neubürgern. 1973 wurde Münster Landessieger im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“. Seit 1974 hat Münster die Jahrhunderte währende Selbständigkeit verloren und gehört zur Großgemeinde Selters (Taunus).

Zu den kulturhistorischen Besonderheiten zählen die evangelische Pfarrkirche, das Pfarrhaus aus dem Jahre 1716 und die nassauische Dorfschule aus dem Jahr 1827. Die Kirche hat einen romanischen Westturm, der um das Jahr 1000 errichtet wurde. Der Chor ist im gotischen Stil erbaut. Das Mittelschiff wurde in den Jahren 1960 bis 1962 abgetragen und neu aufgebaut. Die Dorfschule wird seit 1991 als Museum genutzt. Über tausend Gegenstände aus Haushalt und Landwirtschaft, vom Bergbau, von Handwerk und Gewerbe sowie Einrichtungsstücke aus verschiedenen Epochen lassen die Geschichte des Dorfes lebendig werden. Seit 2011 werden im Rahmen der Dorferneuerung das gesamte Gebäude renoviert und das Museum neu eingerichtet.